Neurologie
Die Neurologie befasst sich mit der Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur. Zum Nervensystem gehören das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark), des peripheren Nervensystems (Nervenwurzeln und periphere Nervenleitungen zu Muskeln, Haut und inneren Organen).
Neurologische Krankheitsbilder
Unser Nervensystem bewältigt tagtäglich eine Vielzahl an parallel ablaufenden Prozessen und reagiert daher auch auf kleinste Funktionsstörungen. Im Folgenden werden die häufigsten neurologischen Krankheitsbilder aufgeführt:
Kopf- und Gesichtsschmerzen
Es werden primäre von sekundären Kopfschmerzen unterschieden. Zu den primären Kopfschmerzen zählen die Migräne, der Spannungskopfschmerz sowie der Clusterkopfschmerz und andere sogenannte trigeminoautonome Kopfschmerzen (z.B. chronische paroxysmale Hemikranie, Hemicrania continua).
Sekundäre Kopfschmerzen lassen sich auf eine konkrete Ursache zurückführen und sind wesentlich seltener als primäre Kopfschmerzen. Zu den sekundären Kopfschmerzen zählen z.B. der medikamenteninduzierte Kopfschmerz, Kopfschmerzen bei einem (Allgemein-) Infekt oder Kopfschmerzen nach einem Schädel-Hirn-Trauma.
Gesichtsschmerzen umfassen unter anderem Neuralgien im Gesicht (z.B. Trigeminusneuralgie) oder den atypischen Gesichtsschmerz. Auch verschiedene primäre oder sekundäre Kopfschmerzformen können in erster Linie durch Gesichtsschmerzen in Erscheinung treten.
Entzündliche Erkrankungen
Das zentrale wie auch das periphere Nervensystem können durch Entzündungen beeinträchtigt werden. Diese Entzündungen können entweder erregerbedingt oder autoimmuner Genese sein. Erregerbedingte Entzündungen sind z.B. die bakterielle oder virale Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Entzündungen des Hirngewebes selber (Enzephalitis). Auch das Rückenmark (Myelitis), seltener die Muskeln und peripheren Nerven können von einer erregerbedingten Entzündung befallen sein. Unter anderem zählen die Borreliose und die Gürtelrose (Herpes zoster) dazu.
Von den erregerbedingten entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems sind die autoimmunen entzündlichen Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems zu differenzieren. Hierzu zählen die Multiple Sklerose, die Neuromyelitis optica, verschiedene Kollagenosen mit Beteiligung des zentralen oder des peripheren Nervensystems, autoimmune Vaskulitiden (Entzündungen der Gefäße) sowie die Sarkoidose. Aufgrund der autoimmunen Genese wird auch die Myasthenie, eine Erkrankung der Übertragung von Impulsen vom peripheren Nerv an die Muskulatur hier aufgelistet.
Schlaganfall
Ein Schlaganfall tritt infolge einer Durchblutungsstörung des Gehirns (ischämischer Schlaganfall) oder einer Blutung in das Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall) auf und führt zu einem plötzlichen Ausfall bestimmter Funktionen wie z.B. Sprachstörung, Lähmungserscheinung, Sensibilitätsstörung, Bewusstseinsstörung und Gleichgewichtsstörung. Eine vorübergehende Durchblutungsstörung, bei der eine Ausfallssymptomatik weniger als 24h anhält nennt man TIA (transitorische ischämische Attacke). Zu den selteneren Schlagfanfallarten zählen die Subarachnoidalblutung, bei der es meistens durch Ruptur einer Gefäßaussackung (Aneurysma) zu einer Blutung kommt und die Sinusvenenthrombose (Thrombose der hirnableitenden Gefäße). Die Akutbehandlung dieser Erkrankungen erfolgt in erster Linie in einer neurologischen Klinik.
Epilepsie und Bewusstseinsstörungen
Bei der Epilepsie kommt es durch eine unkontrollierte Übererregung von Nervenzellen im Gehirn zu neurologischen Symptomen. Diese Übererregung kann alle Nervenzellen betreffen (generalisiert) aber auch nur einige Nervenzellen betreffen (fokal). Im Rahmen eines epileptischen Anfalls kann es zu einer Bewusstseinsstörung, zu motorischen (rhythmische Zuckungen der Muskulatur) und sensiblen Symptomen aber auch zu einer Sprachstörung kommen.
Zu differenzieren sind epileptische Anfälle von Bewusstseinsstörungen, die aufgrund einer anderen Ursache auftreten. Hierzu gehören Synkopen, Narkolepsie oder psychogenen nicht epileptischen Anfällen (PNEA).
Demenz
Als Demenz wird ein Krankheitsbild bezeichnet, das mit einem schleichenden Verlust der kognitiven Fähigkeiten einhergeht. Hierbei sind in erster Linie, das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, das Denkvermögen und die Orientierung betroffen. Im weiteren Verlauf einer Demenzerkrankung kann es zum Verlust der Alltagskompetenz kommen. Die Persönlichkeit verändert sich, es können Ängste, Wahnvorstellungen und Depressionen auftreten. Die häufigste Demenzform ist die Alzheimerkrankheit. Weitere Formen sind die vaskuläre Demenz, der Normaldruckhydrozephalus, die Demenz bei Morbus Parkinson sowie andere neurodegenerative Erkrankungen.
Bewegungsstörungen
Hier ist insbesondere das Parkinson-Syndrom zu nennen. Das Parkinsonsyndrom gehört zu den chronisch fortschreitenden neurodegenerativen Erkrankungen, welches mit einer Verlangsamung der Bewegungsabläufe (Bradykinese) einhergeht. Weitere Symptome können eine Steifigkeit der Muskulatur (Rigor) und ein Zittern (Tremor) sein. Ebenfalls kann es bei der Parkinsonerkrankung zu depressiven Verstimmungen, Schmerzen und Verdauungsstörungen kommen. Des Weiteren zählen zu den Bewegungsstörungen multifaktorielle Gangstörungen, der essentielle Tremor (Zittern) der Hände, das Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine) sowie sämtliche Formen einer Dystonie (z.B. Blepharospasmus, Hemispasmus facialis, Torticollis, fokale und generalisierte Dystonien).
Neurodegenerative Erkrankungen
Zu den neurodegenerativen Erkrankungen zählen neben dem Morbus Parkinson und der Alzheimererkranung die Multisystematrophie, bei der es neben parkinson-ähnlichen Symptomen zu Störungen des vegetativen Nervensystems (Herz-Kreislaufregulation, Blasenfunktion) und der Koordination kommen kann (zerebelläre Symptomatik). Weitere als atypische Parkinsonsyndrome zusammengefasste Erkrankungen sind die kortikobasale Degeneration, die progressive supranukleäre Blickparese und die Demenz vom Lewy-Body-Typ. Weitere neurodegenerative Erkrankungen sind verschiedene Demenzerkrankungen z.B. die Frontotemporale Demenz, verschiedene Ataxieformen und die Motoneuronerkrankungen (ALS, amyotrophe Lateralsklerose).
Periphere Nervenerkrankungen
Diese Erkrankungen sind insbesondere Engpasssyndrome. An den Armen sind dies das Karpaltunnelsyndrom und das Sulcus-ulnaris-Syndrom. Engpass- oder Kompressionssyndrome gibt es auch an der unteren Extremität, z.B. die Meralgia parästhetica, bei der es zu brennenden Missempfindungen am Oberschenkel kommt, sowie das Tarsaltunnelsyndrom am Fuß.
Ebenfalls zu Erkrankungen des peripheren Nervensystems zählen Polyneuropathien im Zusammenhang mit Diabetes mellitus, Vitamin-B12-Mangel, übermäßigem Alkoholkonsum, erblich bedingt, medikamentös toxisch oder aufgrund einer entzündlichen Ursache (Polyneuritis, z.B. Guillain-Barré-Syndrom, chronisch inflammatorisch demyelinisierende Polyneuropathie).
Auch Erkrankungen der Nervenwurzeln wie z.B. bei einem Bandscheibenvorfall gehören zu den Erkrankungen des peripheren Nervensystems.
Schwindel
Schwindel ist ein sehr häufiges Symptom und tritt bei vielen unterschiedlichen Erkrankungen auf. Man unterscheidet einen Schwindel zentraler Genese, z.B. bei Durchblutungsstörungen des Gehirns von einem peripheren-vestibulären Schwindel wie zum Beispiel bei einem gutartigen Lagerungschwindel oder einer Entzündung des Gleichgewichtsnerven. Hierbei ist das Gleichgewichtsorgan, welches sich im Ohr befindet betroffen.
Ebenfalls zu einem Schwindel können Blutdruckschwankungen und Gleichgewichtsstörungen führen. Auch im Rahmen einer Migräne und im Zusammenhang mit Ängsten tritt häufig ein Schwindel auf.
Myopathien
Myopathien fassen Erkrankungen der Muskulatur zusammen, die in der Regel mit einer Schwäche der Muskulatur einhergehen. Weitere Symptome können darüber hinaus Schmerzen der Muskulatur, sowie ein Muskelschwind sein. Viele dieser Muskelerkrankungen sind genetisch bedingt (Muskeldystrophien, Myotonien), sie können aber auch im Zusammenhang mit einer Entzündung des Muskels (Myositis) oder im Rahmen von Stoffwechselerkrankungen auftreten (endokrine Myopathien).
Verletzungen des zentralen und peripheren Nervensystems
Diese beinhalten z.B. Schädel-Hirn-Trauma (z.B. Gehirnerschütterung, Gehirnquetschung) Halswirbelsäulenverletzungen (Schleudertrauma), Querschnittsverletzungen des Rückenmarks und Verletzungen der Nervenleitungen durch z.B. Knochenbrüche.